Mitten in der Gesellschaft

Mitten in der Gesellschaft angekommen.

Unsere gemeinsame Arbeit lebt vom Enthusiasmus der Menschen

Walter Gauks zur aktuellen Situation der LmDR und ihrer Jugendorganisation.

Liebe Mitglieder der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland,

in der Mai-Ausgabe 2018 unserer Verbandzeitschrift „Volk auf dem Weg“ hat Waldemar Eisenbraun angekündigt, auf eine erneute Kandidatur für das Amt des Bundesvorsitzenden der LmDR zu verzichten und auch aus ihrem Bundesvorstand auszuscheiden.

Als langjähriger Vorstandskollege danke ich ihm für seine Arbeit mit Respekt! Seine Begründung, wieder mehr Zeit für die Familie haben zu wollen, findet natürlich vollstes Verständnis. Dass er frühzeitig den Weg für eine personelle Neuausrichtung öffnet, ist ein besonderes Zeichen von Verantwortungsbewusstsein. Auf den zukünftigen Bundesvorsitzenden und das Vorstandsteam warten in den kommenden drei Jahren große Herausforderungen.

Die Dynamiken der „Berliner Republik“ wirken sich rasant auf die moderne Verbandsarbeit aus. Politisches Verhandlungsgeschick, hochrangige Netzwerkarbeit, professionelle Kommunikation, effiziente Strukturen, schnelle Entscheidungswege, ausreichende Finanzen und starke Partner sind entscheidende Erfolgsfaktoren. Die Arbeit eines Bundesvorsitzenden erfordert mehr Zeit denn je, fundierte politische Erfahrung und zuweilen ein dickes Fell. Ich bin sicher, dass wir geeignete Kandidatinnen und Kandidaten in unseren Reihen haben. Wie wichtig wir als gesellschaftliche Größe sind, hat der letztjährige Bundestagswahlkampf gezeigt.

Beim „Tag der Deutschen aus Russland“, eine Woche vor der Wahl von der LmDR und ihrer Jugendorganisation veranstaltet, konnten wir Spitzenpolitiker und Kandidaten der Bundestagsparteien auf dem Podium begrüßen. In ihren Beiträgen gab es sehr viel Verständnis für die Anliegen der Deutschen aus Russland. Nun warten wir darauf, dass diesen Worten endlich Taten folgen. Es wird zu den wichtigsten Aufgaben des neuen Vorsitzenden gehören, bei unseren zentralen Themen bundesweit Gehör zu finden und erfolgreich für unsere Interessen zu kämpfen. Ich nenne:

• Die ungerechtfertigte Benachteiligung von Spätaussiedlern im Rentenrecht muss endlich korrigiert werden.

• Die Hürden beim Familiennachzug müssen beseitigt werden.

• Die öffentliche Wahrnehmung der Deutschen aus Russland gilt es zu verbessern.

• Bei der wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit mit den Staaten der ehemaligen UdSSR sollten wir als Brückenbauer fungieren.

• Die Rehabilitation der Deutschen aus Russland ist längst nicht abgeschlossen.

• Wir setzen uns dafür ein, die Integration von Zugewanderten zu beschleunigen.

• Auch für die Kinderbetreuung und Erzieherausbildung muss viel mehr getan werden.

Unsere Themen und Anliegen haben wir 2017 im Rahmen des Projektes „Wir Wählen“ vorgestellt. Darin haben sich mehr als 40 Persönlichkeiten – Deutsche aus Russland ebenso wie bundesdeutsche Partner – engagiert. Die Kampagne hat sich bewusst mit dem Wort „für“ positioniert, um den Gegensatz zu destruktivem Protestwählern und gefährlichem Populismus aufzuzeigen. In der medialen Öffentlichkeit werden die „Russlanddeutschen“ bei Themen wie Fremdenfeindlichkeit häufig in eine bestimmte Schublade gesteckt. An dieser Stelle wird der neue Bundesvorsitzende besonders gefragt sein, gegen Stigmatisierungen wirkungsvoll vorzugehen und für ein positives Bild unserer Landsleute zu sorgen.

Reform auch nach innen

Natürlich wird die Führungsmannschaft nicht umhinkommen, auch nach innen zu schauen. Der generationsbedingte Rückgang der Mitgliederzahlen darf nicht als Naturgesetz hingenommen werden. Wir müssen Wege finden, junge Leute für die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland zu gewinnen. Das geschieht an einzelnen Orten sehr gut. Von diesen Beispielen gilt es überall zu lernen. Wir brauchen eine positive, optimistische Herangehensweise. Wir brauchen aber auch Strategien und Konzepte. Wir müssen professionell mit modernen Kommunikationsmitteln und Herangehensweisen arbeiten. Und wir müssen uns mehr denn je als Team verstehen. Was die politische Arbeit anbelangt, müssen wir uns an die Anforderungen der Bundesrepublik Deutschland anpassen.

• Sind wir noch nahe genug an den Entscheidungen und den Entscheidern?

• Ist es noch zeitgemäß, keine Repräsentanz in der Hauptstadt zu haben?

• Wie lässt sich eine kontinuierliche Nähe zu Ministerien, Behörden, Parteien und Verbänden sicherstellen?

• Was können wir von anderen, in ihrer Arbeit erfolgreichen Verbänden lernen?

Professionalität ist natürlich auch eine Frage von Finanzen. Um unsere Arbeit nachhaltig stärken zu können, müssen wir mehr private Unterstützung und öffentliche Förderung generieren. Gerne arbeiten wir daran mit, die Weichen zu stellen.

Zukunftsaufgabe Jugend

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ So schreibt der Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse in seinem berühmten philosophischen Gedicht „Stufen“.

Diese Kraft gilt es auch für uns zu entfachen. Unsere gemeinsame Arbeit für unsere Mitglieder lebt vom Enthusiasmus der Menschen. Es sind die Männer und Frauen, Brüder und Schwestern, Jungen und Alten, Freunde und Kollegen, die sich für unser einzigartiges kulturelles Erbe und wichtige gesellschaftliche Themen einsetzen. Die Verantwortung im Verband zu übernehmen, ist eine wichtige Entscheidung für jeden, der dafür in Frage kommt. Deshalb danke ich Waldemar Eisenbraun, dass dies nicht unter Zeitdruck geschieht.

Vor uns stehen große Herausforderungen: Die Erfolgsgeschichte der Deutschen aus Russland muss noch stärker in der bundesrepublikanischen Gesellschaft sichtbar werden. Auch die Verbandsarbeit muss sich den Veränderungen anpassen. Die Landsmannschaft bildet einen bewährten Rahmen für alle Generationen. Das muss auch in Zukunft so bleiben.

Als Vorsitzender der Jugendorganisation der LmDR bin ich an dieser Stelle ein Fels in der Brandung. Identität ist für junge Menschen ein zentrales Thema. Dass sich immer mehr in Deutschland geborene Jugendliche ihrer Wurzeln bewusstwerden, sehen wir auch als Bestätigung der Arbeit in der Jugend-LmDR. Seit 2017 gibt es Neugründungen von Landesverbänden der Jugend-LmDR. Bayern, NRW und Baden-Württemberg haben den Anfang gemacht, weitere sind im Entstehen.

Die Landesverbände geben den jungen Menschen die Möglichkeit, wirklich Verantwortung zu übernehmen und mit ihren Aufgaben zu wachsen. Sie sind es, die den von Hermann Hesse beschriebenen „Zauber“ entfachen. Sie stehen aber auch in einem Wettbewerb mit anderen Institutionen, wenn es um öffentliche Förderung geht. Leider haben sie, wie sich bei Projektanträgen zeigt, einen strukturellen Nachteil:

Ohne eigene Rechtsform sind sie gegenüber anderen Jugendeinrichtungen im Nachteil. Um ihnen den Status als Träger der Jugendarbeit zu ermöglichen, ist eine Änderung der Rechtsform notwendig.

In meiner Doppelrolle als Vorsitzender der Jugend-LmDR und Bundesvorstandsmitglied der LmDR will ich die bestmögliche Lösung auf den Weg bringen. Wie sich die Jugend-LmDR als eigene Rechtsform unter dem Dach der LmDR formiert, ist das Thema eines Strukturprozesses. Gefragt sind alle Mitglieder der Jugend-LmDR, die sich direkt oder über ihre Delegierten einbringen. Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass auch in Zukunft unsere Zusammenarbeit mit der LmDR auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen und Unterstützung basieren wird.

Auf uns könnt ihr zählen!

Walter Gauks


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